Bibliophilie ist mehr als nur die Liebe zu Büchern - sie ist eine leise Lebensart, ein Rückzug in Seitenwelten, die den persönlichen Weltschmerz zu lindern vermögen. Für Irma Pince, die seit einigen Jahren als Bibliothekarin von Hogwarts über dessen Bücherschätze wacht, ist diese Liebe längst Beruf geworden.

Die ehrwürdigen Mauern der Schulbibliothek schenken ihr, durchdrungen vom Rascheln alten Papiers und dem Duft vergilbter Seiten, Sicherheit. Nur wenn unachtsame Schüler Tintenkleckse hinterlassen oder Eselsohren falten, zuckt es unwillkürlich in ihrem rechten Augenlid und sie verbringt wieder einen Abend mit strapazierten Buchseiten, Zauberstab und einer Tasse beruhigendem Tees. Hin und wieder versucht sie sich auch an der Verzauberung ihrer papiernen Schützlinge, um sie vor eben jener schlechten Behandlung zu bewahren - unter ihrer Fittiche kam es zumindest noch nie zu einem Verlust durch Wasserschaden.

In diesen unruhigen Zeiten zieht es viele in die Abteilungen der angewandten Magieformen: Defensive Sprüche, Schutzzauber, Duellzauber. Doch Irma freut sich über jeden, der zwischen den Seiten nicht nur Wissen, sondern auch Trost, Flucht und Erkenntnis sucht. Jene, die sich zwischen Buchdeckeln verlieren, erkennt sie sofort am zögerlichen oder gar zärtlichen Griff zum Buchrücken, dem behutsamen Umschlagen der Seiten.

Dass sie selbst über die Beschaffungslisten wacht, ist ein unschlagbarer Vorteil. Manche Neuerscheinung flattert per Eule ins Schloss, andere bringt ein vertrauenswürdiger Buchhändler persönlich vorbei - nicht selten verbunden mit einem Tee, Bücherträumen und einem kleinen, aufrichtigen Lächeln. Denn wer Bücher liebt, erkennt einander.