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Aura Faith Ogden - Aura Faith Ogden - 06.07.2025 Oktober. Sie weigerte sich die Dienerin des Herbstes zu sein. Es hielt sie nicht im Haus, nicht an einem Morgen der grün war. Meeresgrün. Die Tage waren bereits kürzer, früh schon versanken die fahlen Schlieren der Sonne am Horizont, ließen Dunkelheit mit fast schon brachialer Gewalt über das Land herein brechen. Nachts schwarzer Wind, der dämonisch heulend um das Haus schlich, bunte Herbstblätter von den Ästen der Bäume reißend und sie als gelbe, rote und braune Schleier aus knisternden kleinen Wundern hinter sich herziehend. Sie war die Dunkelheit gewohnt, dennoch kam ihr das Tageslicht unendlich kostbar vor, so als hätte nur sie Anteil daran. Es war Herbst in England. Eine Windwelt. Eine Regenwelt. Und sie mochte den Regen. Wenn er ihre Kleidung durchnässte und ihre Haut benetzte, wenn er melodisch gegen die Scheiben trommelte, wähend sie in eine Decke gehüllt am Fenster saß, zusehend wie die hinabrinnenden Tropfen Muster malten. Der Welt verschwamm hinter nassen Scheiben, auf dass sie heilen konnte. Weil der regen Dinge hinfortspülte. Herbst war die Zeit des Sammeln. Nahrung und Kräfte für den bevorstehenden Winter, auf dass man diesen überstehe, ruhend,bis dass der Frühling die Welt erneut wach küsste. Ihr Leben einhauchend. Beides war so nötig. Sie hatte im Bett gelegen, bis das Licht, die ersten Sonnenstrahlen, sie geweckt hatte. Kostbar und grün. Nun streifte sie die Decke von ihrem Körper, bedachtsam und so, dass sie nicht den Boden berührte, setzte sich auf, einen Moment lang noch verharrend. Ihr Blick streifte durch ihr Zimmer, wie ein Vagabund, die Welt erkundend. Ihre Welt. Alles war so wie am Vortag. Das war gut. Ein Zustand fern jeder Ordnung, der Andere seufzen und verzweifeln ließe. Sie jedoch wusste, dass die Dinge an ihrem Ort waren, an dem sie sein sollten. Weil sie leuchteten. Und sie fand alles mühelos, geradezu federleicht wieder. Weil sie eine Finderin war, eine Wunderfinderin. Sie stand auf, nahm den bemoosten Stein von ihrem Schreibtisch und legte ihn oben auf ihren Kleiderschrank, einen Platz, der ihm an diesem Tag eher zusprach. Eine Hohe Warte, von wo aus er den Raum gut überblicken konnte. Dann rannte sie hinaus, barfuß und ohne sich einen Mantel über zuziehen, rannte hinaus in den Garten. Es war ein grüner Tag. Und es begann zu regnen. Mehr und mehr und mehr. Sie hob die Arme drehte sich, machte eine Pirouette, barfuß im Gras tanzend, während der Wind unter ihr dünnes sonnengelbes Nachthemd fuhr und ihre Haut mit kühlen luftigen Fingern liebkoste und der blaue Regen ihr Nachthemd durchnässte. Doch die Kälte störte sie nicht, kümmerte sie nicht. Ihre Fußspuren hinterließen Abdrücke in der feuchten Grünheit des Grases, so vergängliche Kringel malend Sie hinterließ Spiralen, Bögen und Punkte, an jenen Orten, an denen sie mehrfach um sich selbst wirbelte. Sie neigte den Kopf zur einen Seite, als lausche sie einer leisen Musik, warf ihr rechtes Bein weit nach oben, bis über ihren Kopf hinaus. Ein paar getrippelte Schrittchen auf Zehenspitzen, schwierig , aber nicht unmöglich. Unmöglich existierte nicht in ihrer Welt. Glaubte Aura doch noch vor dem Frühstück bereits an nicht weniger wie 9 unmögliche Dinge. Im Regen auf dem rasen durch das gefallene Herbstlaub zu tanzen, mit nichts als einem inzwischen durchnässten, an ihrem Leib klebenden Baumwollnachthemd an, war eines davon. Sie tanzte ganz für sich allein. Auf ihre Weise, so wie sie alle Dinge auf ihre Weise tat, war sie doch Aura. Erst als die Kälte unausblendbar, schmerzlich spürbar wurde und durch ihren Körper kroch, als ihre langen blonden haare klatschnass und schwer über ihren Rücken fielen, die Locken glatt gezogen, endete ihr Tanz. Langsam, bedachtsam löste sie sich aus ihrer Selbstversunkenheit. Zitternd lief sie zurück in das Anwesen ihrer Familie, feuchte Spuren auf polierten Böden hinterlassend. Und in der Küche auf Walter treffend, der beim Anblick der klatschnassen Aura, sowie der kleinen Wasserpfütze zu ihren Füßen, aufgeregt mit seinen langen Ohren wackelte “Oh, oh! Missus Aura ist ganz nass! Missus Aura wird sich noch erkälten. Oh, oh, Walter lässt der Missus ein heißes Bad sein.”. Aura lächelte den Elfen selig an. “Danke Walter, das ist so lieb!” Sie beugte sich hinunter und küsste den Elfen auf die Stirn, was diesen leicht erröten ließ. “Warum nur waren die Missus denn bei diesem Wetter schon draußen? Im Nachthemd? Barfuß? Oh, oh!” Wie zur Erklärung wirbelte Aura lachend mit weit ausgebreiten Armen um die eigene Achse. “Weil es wunderschön war. Das blaue Morgenlicht hat alles in Schweigen gehüllt und der Regen hat gesungen und hat alles Blut und alle Traurigkeit hinfortgewaschen.” “Oh, oh!”, kam es da wieder von dem Elfen, der nun nach Aura Hand griff um diese zu tätscheln. Sie selbst runzelte nun ihre Stirn. Still und starr stehend nun. Nachdenkend. “Ist Kitty schon auf?” Leise Worte kaum mehr, denn ein Wispern im Winde, sich in Raum und Zeit verlierend und doch gehört werdend von Walter, dem treuesten aller Elfen. “Die Misstress redet noch mit dem Master, sie war sehr aufgebracht, wegen dem was in der Zeitung steht.” Aura nickte, als erinnerte sie sich an etwas. Und tat es doch nicht. “Was stand heute in der Zeitung, Walter?” Traurig nun wackelte der Elf mit den Ohren und, immer noch die Hand der jungen Miss haltend, berichtet er dieser von der beschlossenen Strafreform, den bevorstehenden Spielen. Strafe und Chance auf Rehabiltation. Alles und nichts. Nicht gutes jedenfalls! ”Ja.” Abermals nickte Aura nun und unvermittelt liefen ihr Tränen stumm die Wangen hinab. “Das war schlimm gewesen. Es hat fast keiner überlebt. Wie in Rom.” Walters Ohren flatterten aufgebracht. Er wusste dass die junge Missus Momente hatte. In denen sie Dinge sah, die waren, sind, oder sein würden. Und manchmal, unvermittelt, erinnerte sie sich an manches. Wie an einen Traum. “Oh, oh, nicht gut. Nicht gut!” Wenn das stimmte was Aura da gerade gesagt hatte standen ihnen noch dunklere Zeiten bevor. “Am Ende wird es wieder gut. Am Ende wird immer alles wieder gut. Das Böse siegt nie.” Jetzt konnte sie wieder lächeln und es kam abermals Leben in die junge Frau. Der seltsame Moment war verweht, wie Herbstlaub im singenden Wind. Wenig später fand man sie, frisch gebadet, adrett angekleidet und in eine Patchworkdecke gehüllt vor dem prasselnden Kaminfeuer, einen Apfel essend. Frühstück. An einem grünen Tag. Der sich langsam von den Rändern her schwarz färbte. |