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Morpheus Crae - Druckversion

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Morpheus Crae - Morpheus Crae - 05.05.2025

09. Oktober 1980
Donnerstag. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, als Morpheus am Tisch in der Küche saß und stillschweigend im Tagespropheten blätterte. Wie immer. Salome hatte Tee gekocht und Toast stand ebenfalls auf dem Tisch, gewohnt ordentlich scheibenweise in einen hölzernen Toastständer einsortiert. Zwei Scheiben für ihn, wie jeden Donnerstag. Die erste mit einem Minzkäse, die zwei mit Marmelade. Einige Kerzen erleuchteten das Innere der Küche des alten Anwesens, während Morpheus einen Artikel nach dem anderen las. Ein paar davon waren jedoch weit weniger interessant als andere, weshalb sie nur halbherzig überflogen wurden. So manchen Artikel überflog er allein wegen desjenigen Journalisten, der ihn geschrieben hatte. 
"Yaxley wieder..." seufzte er leise und zog eine Braue hoch, als er den Namen unter einer vielversprechenden Überschrift las. Eigentlich hielt er Algernon Yaxley für keinen besonders begabten Schreiber. Ein paar mal schon waren ihm wirre Formulierungen aufgefallen oder seiner Meinung nach völlig unpassende grammatikalische Ausdrücke. Als hätte er nebenbei Scrabble gespielt oder wäre eben einfach nicht in der Lage, sich angemessen auszudrücken. Und obwohl er im ersten Moment gar nicht hatte weiterlesen wollen, machte die Überschrift ihn sehr wohl neugierig - betraf ihn die Strafjustiz doch ganz besonders.
"Hast du das schon gelesen?" fragte er und sah zu Salome auf, die genauso ruhig in den Tag startete wie er. Sie quatschte ihn jedenfalls nicht zu, besonders dann nicht, wenn er Zeitung las, weil sie genau wusste, dass er das nicht mochte. Es reichte schon, dass er im Verlaufe des Tages noch etliche Stimmen hören würde, da müsste sie ihn so früh noch nicht mit irgendwelchen Dingen behelligen, denen er nur ungern seine wichtige Zeit widmete. Er sah zu ihr auf und da trafen sich bereits ihre Blicke. „Ich lese sie immer nach meinem Tee.“ Sagte sie und Morpheus warf direkt einen Blick auf ihre Tasse. Hm, noch nicht leer. „Also, Yaxley?“ Morpheus nickte, klappte die Zeitung zusammen und reichte sie ihr über den Tisch hinweg, damit sie selbst lesen konnte, was Yaxley dieses mal versuchte auf plumpe Art und Weise auszudrücken.

Mit der Zeitung in der Hand war ihr Blick auf die Zeilen darin gerichtet und doch lauschte Morpheus ihren Gedanken, verschaffte sich direkt einen Einblick in das, was sie davon hielt. Einen Zirkus nannte sie es und ja, die Vorstellung einer mit Goldrand verzierten Manege wirkte recht zutreffend.
"Wir stellen Verbrecher jetzt also lieber an den Pranger, als sie in Askaban verrotten zu lassen..." sagte er und so recht wollte dabei nicht deutlich werden, was er davon hielt. Nur ein Kommentar und der richtete sich nicht mal gegen den Journalisten, sondern bezog sich auf den Inhalt. „Es sollte mich weitaus mehr überraschen. Ein kunterbuntes Zelt und zu dressierende Attraktionen mit Zielscheibe auf dem Rücken, hm?“ Ihre Blicke trafen sich. Salome suchte stets nach einer Bestätigung ihrer Gedanken in seinem Blick. Als würde sie nicht wissen, ob das was sie dachte und fühlte richtig war oder nicht. Das war schon immer so gewesen und Morpheus hielt es für eine absolut logische Konsequenz, wenn man berücksichtigte, dass sie damit aufgewachsen war, dass weder ihre gesprochenen Worte, noch ihre Gedanken ihr selbst gehörten. "Die Gedanken sind frei..." - so ein Schwachsinn.
"Es klingt erstmal albern. Unterhaltung für jene, die sich an stümperhaften Kämpfen erfreuen. Aber faktisch betrachtet ist es eine wirtschaftliche Erleichterung und Teil psychologischer Kriegsführung. Ich werde viel zutun haben." Erklärte Morpheus auf gewohnt analytische Art und Weise und lehnte sich leicht nach vorn. "Irgendwer muss ja herausfinden, wer für so eine Bühne geeignet ist und wer eher anders abtritt." Dafür war er schließlich bei der Strafverfolgung...um in die Köpfe all jener Hexen und Zauberer zu gucken, die dem System nicht dienlich waren. Und wenn man wie im alten Rom eine Bühne herrichtete, um Verrätern und Abtrünnigen ganz öffentlich die Köpfe abzuschlagen, wäre Morpheus der Letzte, der sich dagegen ausspräche. Gewalt hatte eine besondere Ästhetik. Sie war ehrlich und besonders in so einem Kontext mit Sicherheit von Emotionen durchtränkt, die aufrichtiger nicht sein konnten.
„Also wirst du daran beteiligt sein.“ Stellte Salome fest und legte die Zeitung beiseite. Seine Worte drehten noch einige Runden in ihrem Kopf. „Psychologische Kriegsführung. Eine Selektion wird wohl Sinn machen, schließlich klingt ein Spiel weitaus verlockender, als in Askaban verrotten zu müssen.“ Die Vorstellung davon, wie Insassen aus Askaban abgeführt und in eine passende Manege geschubst wurden, geisterte sowohl in ihren Gedanken herum, als auch in seinen. Und doch tauchten mehr Fragen als Antworten auf. Eine davon hatte Morpheus Neugier geweckt.
"Mehr oder weniger, ja. Mich nicht einzubeziehen würde keinen Sinn machen. Die Strafverfolgung spielt sicherlich eine Rolle im neuen System der Spiele." Erklärte er und hielt es für logisch, dass ein öffentliches Hinrichten nicht nur zur Demütigung der Spieler herhielt, sondern auch zur nachhaltigen Abschreckung. All jene, die mit sich und dem Dunklen Lord haderten sollten ihre Zweifel im Keim der Angst ersticken. Das lag auf der Hand. Und regelmäßige Spiele brauchten regelmäßig neue Spieler - wer, wenn nicht die Strafverfolgung sorgte für passenden Nachschub?
"Sag mir, Salome, wenn man dir die Wahl ließe zwischen Askaban oder den Spielen, was würdest du wählen?" fragte Morpheus dann und griff erstmals nach der Teetasse, die bis zu diesem Moment völlig unberührt dagestanden hatte. Zu heiß - bis jetzt. Er nahm einen Schluck und ließ Salome dabei keinen Moment aus den Augen. „Nun...Ich würde an den Spielen teilnehmen. Mit der Hoffnung, dass du auf meiner Seite wärst.“ Das Für und Wider brauchte nicht lange in ihren Gedanken, um zu einer für Morpheus klar emotional motivierten Antwort zu kommen. Stumm nickte er, dann erst trank er einen ersten Schluck Tee. Schmeckte, wie er schmecken sollte. "Gut." sagte er und hätte entweder damit den Tee oder ihre Worte kommentieren können. Stumm nahm er die Zeitung dann wieder an sich. Mehr gab es über den Artikel nicht zu besprechen und noch war er nicht fertig mit dem Tagespropheten...


RE: Morpheus Crae - Morpheus Crae - 16.07.2025

Es gibt Namen, die flüstert man nur in bestimmten Kreisen. „Crae“ ist einer davon. Der Name steht für Disziplin, Grausamkeit und eine beunruhigende Art der Intelligenz – und niemand verkörpert diese Eigenschaften besser als Morpheus Crae.
Geboren am 9. Oktober 1941 als einziges Kind von William und Dorothea Crae, wächst Morpheus in einer reinblütigen Familie auf, die stolz darauf ist, sich nie in das Licht der Öffentlichkeit zu drängen – und dennoch niemals ganz aus dem Blick der Macht zu verschwinden. Die Craes sind keine Politiker, keine Großindustriellen – sie sind Jäger. Leise. Zielstrebig. Tödlich. Und in ihren Reihen herrschen strenge Werte, gepaart mit einer beunruhigenden Form von Geradlinigkeit und Kälte.

Als Morpheus sechs Jahre alt ist, wird seine Mutter Dorothea von einem betrunkenen Muggel überfahren. Ein absurd würdeloser Tod, eine Schande für seine Familie und der Beginn eines neuen Kapitels in seinem Leben: Es ist der Tag, an dem sich seine Legilimentik das erste Mal in aller Brutalität zeigt – unkontrolliert, intensiv, überfordernd. Stimmen, Gedanken, Erinnerungen anderer: Sie stürzen auf ihn ein wie eine tosende Flut. Für ihn ist es die Hölle. Für seinen Vater William Crae ein Problem, das mit Gewalt und Strenge in den Griff zu bekommen sei.
Fortan zieht William mit seinem Sohn durch Großbritannien, später durch die Welt. Es gibt kein Zuhause mehr, keine Schulbildung im klassischen Sinne, nur die Lehren des Vaters: Duelle, Flüche, das Töten. Wer schwach ist, stirbt. Wer zögert, verliert. William ist grausam, unnachgiebig, und das Verhältnis zwischen Vater und Sohn ist kalt, brutal und von Gewalt geprägt. Morpheus lernt, was notwendig ist – aber Liebe hat darin keinen Platz.
Doch nicht jede Mission verläuft wie geplant. 1954, Morpheus ist 13 Jahre alt, trifft er in einem Muggelhaushalt auf ein Mädchen, das nicht ins Raster passt. Salome. Seine Legilimentik erkennt: Sie gehört nicht zu denjenigen, die sie suchen. Und so wirft er sich in kindlicher Impulsivität förmlich zwischen seinen Vater und das fremde Kind. William akzeptiert sie, adoptiert sie sogar offiziell in die Familie Crae. Später erfährt Morpheus in den Gedanken und Erinnerungen seines Vaters, dass er von Morpheus Aufopferung durchaus ein wenig gerührt war und später sein Herz für das Mädchen sogar geöffnet hatte. 

Für Morpheus ist Salome seitdem mehr als nur eine Schwester – sie ist sein Eigentum. William sah in ihr mit der Zeit auch so etwas, wie einen geeigneten Trainingspartner für seinen Sohn. Während sie die Aufgabe hatte, sich vor seinem Gedankenlesen zu verschließen, sollte er sich darin üben, diese Barrikade einzureißen. Ein ritualisierter mentaler Kampf zwischen den Geschwistern, der den Verlierer stets das Abendessen kostete. Ihre Beziehung war dennoch innig, verschwiegen, undurchsichtig – und begann schließlich irgendwann jene Grenze zu überschreiten, die andere Geschwister niemals übertreten würden. 

Mit Salome zieht Morpheus nach Williams Tod in das verlassene Anwesen der Craes nahe Wendlebury in Oxfordshire. Der Hauself Dribbin hütete das Haus mit traditionsbewusster Hingabe und war froh, dass endlich wieder ein echter Crae einzog. Es ist düster, abgeriegelt – und passt zu ihm. Hier beginnt eine neue Phase seines Lebens. Er perfektioniert seine Fähigkeiten, seine Legilimentik, seine Magie. Seine Vorliebe für das Weiterbilden und Bücher manifestiert sich durch die übergroße Bibliothek des Hauses. In der Einsamkeit und Dunkelheit seines Anwesens wird er zu dem, was man heute in ihm sieht: Ein Meister der psychologischen Zersetzung.

1974 schließt er sich dem Dunklen Lord an. Nicht aus Ideologie, sondern weil er endlich einen Rahmen findet, in dem er sein Potenzial ausleben darf. Hier wird nicht verurteilt, was und wie er ist. Hier wird es gefördert. Fünf Jahre später, 1978, wird ihm die Ausbildung von Barty Crouch Jr. anvertraut – gegen seinen Willen. Morpheus will keinen Schüler. Und schon gar nicht einen, der den Namen eines Verräters trägt. Doch er akzeptiert die Aufgabe, nicht aus Interesse, sondern aus Kalkül. Sollte der Junge tatsächlich zweifeln, wird Morpheus es früh genug wissen. Vielleicht früher als jeder andere. Vielleicht hat man ihn gerade deshalb auserwählt: Weil seine Legilimentik Verrat im Keim erkennen kann.

Am 05.05.1980 schließlich tritt Morpheus offiziell in die Dienste der revolutionierten magischen Strafverfolgung. Sein Spezialgebiet: die mentale Umerziehung von Gefangenen. Gedanken werden gescannt, Erinnerungen manipuliert, Persönlichkeiten gebrochen und neu zusammengesetzt. Sauber, effizient, präzise. Als wenig später, am 09.10.1980 die Magischen Spiele ins Leben gerufen werden, beginnt für Morpheus eine Zeit der Arbeit im Überfluss. Die Spiele bewegen emotional genauso wenig in ihm, wie sonst etwas und doch bedeuten sie allen voran, dass er mehr zutun hat. Bis zum Feierabend natürlich. Ansonsten hat er übrigens bis heute keinem der Spiele persönlich beigewohnt. Die Menschenmassen sind zu groß, die Anzahl an nicht kalkulierbaren Faktoren nicht abzuwägen. Und doch liest er begeistert nach jedem Spiel die Zusammenfassung in der Zeitung, weil er den Unterhaltungswert von verzweifeltem Überlebenskampf und stupider Demonstration von Gewalt und Tod vollumfänglich zustimmt.

Morpheus' Magie ist mächtig – gefährlich mächtig Schon als Kind deutete sich das an, als etliche Einrichtung zu Bruch geht und nicht zuletzt sein eigener Vater immer wieder Opfer von völlig überzogenen magischen Ausbrüchen wird. Die unkontrollierte Legilimentik seiner Kindheit ist längst einem meisterhaften Instrument gewichen. Gedankenlesen, Erinnerungsmanipulation, die Erzeugung illusionärer Höllenlandschaften im Verstand seiner Opfer: All das beherrscht er mit Präzision. Doch sein Potenzial ist auch ein Fluch, immer schon gewesen. Zu viel Magie – und die Gedanken anderer explodieren, was alles Weitere völlig unmöglich macht. Zu wenig – und er verliert die Kontrolle, gibt sie an sein Opfer ab und erlangt nur umso schwerer wieder die Oberhand. Ein ewiger Drahtseilakt, den er mit Disziplin zu meistern gelernt hat. Diese Kontrolle stützt sich auf äußerste Selbstbeherrschung – denn sobald seine Ordnung gestört wird, beginnt sie zu bröckeln. Menschenmengen, unpünktliches Verhalten, schiefe Bilder, unklare Worte – all das sind kleine Risse im Fundament seiner Perfektion und in Summe der Grund für den eigenen Kontrollverlust. Schon früh hat Morpheus deshalb Wert auf seine eigenen Rituale und Strukturen gelegt, die ihm Sicherheit versprachen. Heute ist jeder Tag im Prinzip durchgeplant, jeder Satz wohl durchdacht und jede Geste frei von Impulsivität.
Morpheus ist ein überragender Duellant, präzise, gefährlich, schnell – aber zwischenmenschlich bleibt er schwach, bis heute. Er kann Gesichtsausdrücke kaum deuten, Gefühle nicht erkennen, wenn er sie nicht lesen kann. Er braucht die Gedanken anderer, um ihre Emotionen und Motive zu begreifen. Nur durch seine Legilimentik hat er jemals gelernt, wie Gefühle sich anfühlen könnten – doch sobald jemand über die nötige Selbstkontrolle verfügt, sich seinem Blick zu entziehen, ist Morpheus blind. Und Blindheit ist Chaos. Chaos ist Gefahr. Dann beginnt das Zittern unter der Oberfläche, das Knirschen im inneren Getriebe. Dann droht der Kontrollverlust.

Alles in allem stützt sich Morpheus Arroganz nicht auf seine Blutreinheit. Es ist sein Intellekt, seine unerschütterliche Überzeugung, der Menschheit – selbst der magischen – weit überlegen zu sein. Seine Sprache ist geschliffen, sein Wissen einschüchternd. Und wer ihn über Kunst sprechen hört, bekommt eine Ahnung davon, wie tief der Abgrund in ihm reicht. Seine Bilder – morbide, blutig, abstrakt – hängen an den Wänden seines Anwesens. Doch viele versteckt er. Nicht aus Scham. Sondern aus Prinzip. Manche Dinge sind nicht für fremde Augen bestimmt.

Alles in allem ist Morpheus Crae in der Regel kein Mann, den man gern trifft. Er ist jemand, den man bemerkt, ehe man ihn sieht. Jemand, der gerne Todesser ist und die Gesellschaft von morbiden Charakteren bevorzugt, sofern sie ein Mindestmaß an Höflichkeit und Etikette mitbringen. Morpheus ist ein Name, der einem im Gedächtnis bleibt. Ein Monster, das weiß, dass es eins ist – und diese Tatsache wie einen Orden trägt.