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Valerie Lineback - Valerie Lineback - 14.06.2025 Es dämmerte gerade erst, als Valerie in ihre Wohnung zurückkehrte. Die neueste Ausgabe des Tagespropheten unter ihren Arm geklemmt und eine Papiertüte mit dem Logo einer Bäckerei, das an diversen Stellen durch Fettflecke unleserlich wurde, zwischen den Zähnen, schloss sie alle drei Schlösser an ihrer Tür zu, bis die Schließzylinder sich nicht mehr weiter drehen ließen.
Es war eine Nacht wie viele gewesen, in der sie schlecht einschlief und viel zu früh aufwachte, um dem gleichmäßigen Atmen des Mannes neben ihr zuzuhören, während sie an die Decke starrte, wo Licht und Schatten einer erwachenden Metropole tanzten. Kaum, dass die Uhrzeit akzeptabel war, hatte sie sich auf den Weg zu ihrer Lieblingsbäckerei gemacht und stand noch einige Minuten vor verschlossenen Türen, bevor der Duft von frischem Gebäck ihr entgegenschlug und sie im Austausch für fünfzig Pence ein paar Teile davon bekam. Zeitung und Frühstück landeten auf dem Küchentisch, bevor sie ihren Walkman an ihren Gürtel klemmte, die Kopfhörer aufsetzte und Play drückte. Ihre Finger tippten im Rhythmus gegen den Rand der Spüle, während sie den Teekessel unter den Wasserhahn hielt. Dass er wenige Minuten später pfeifend auf dem Herd stand, als die blaue Flamme unaufhörlich versuchte, ihm noch mehr Hitze zuzuführen, hörte die Hexe nicht. Sie hatte den Blick starr auf die Zeitung in ihren Händen gerichtet. Ein zweites und auch ein drittes Mal las sie den Artikel durch, und mit jeder Zeile, die sich in ihr Gehirn einbrannte, wich mehr Farbe aus ihrem Gesicht. „Val“, ertönte die verschlafene Stimme hinter ihr. Immer und immer wieder. Und als er ihr schließlich die Kopfhörer von den Ohren nahm, zuckte sie erschreckt zusammen. „Guten Morgen.“ Er füllte Wasser in die beiden Teetassen, die sie gerichtet hatte. Eine vollkommen absurde Handlung. Wie konnte er nur?! Dann griff er nach der Papiertüte. Das riss sie aus ihrer Schockstarre und Wut kochte in ihr auf. Wut darüber, dass er Hunger hatte und einen normalen Morgen leben konnte, wo die Welt noch ein ganzes Stück unmenschlicher geworden war. Dann aber dämmerte ihr, dass ihre Wut nicht ihm galt, sondern dem Stück zerknitterten Papier in ihrer Hand und den Leuten an der Macht. „Morgen“, brachte sie zerknirscht hervor. „Kein guter.“ Sie nahm ihm die Apfeltasche aus der Hand, bevor er reinbeißen konnte, und hielt ihm stattdessen die Zeitung hin. „Lies.“ |